Was ist ein Team, welche Merkmale und Eigenschaften hat es? Wie können Führungskräfte und Teammitglieder an diesen Merkmalen ansetzen, um die Zusammenarbeit zu optimieren und zu verhindern, dass Teamarbeit scheitert?
Das ist der Inhalt dieses Kapitels: Es liefert die Definition für die Begriffe Team und Gruppe, zeigt den Unterschied zwischen beiden und leitet daraus die entscheidenden Tipps für die Praxis ab.
Autor: Diplompsychologe Professor Dr. Florian Becker
In diesem Beitrag:
Gruppe: Definition und Merkmale
Teams sind eine Form von Gruppen. Deshalb ist die Kenntnis der Definition und Merkmale von Gruppen eine zentrale Grundlage, um Teams zu verstehen. Was ist eine Gruppe? Wie können wir den Begriff Gruppe definieren? In der Umgangssprache verwenden Menschen den Begriff „Gruppe“ sehr unterschiedlich, teilweise auch für reine Ansammlungen von Personen. Es ist klar, dass eine Gruppe von Individuen, die an der Bushaltestelle auf den nächsten Bus wartet, nicht das selbe wie eine Arbeitsgruppe in einem Unternehmen ist (vgl. Bass, 1980).
In der Psychologie spricht man daher von sozialen Gruppen. Es gibt folgende Kriterien zur Definition einer Gruppe (vgl. z.B. Kozlowski und Bell, 2003):
Anhand dieser Merkmale und der Ausprägung auf diesen Definitionskriterien lassen sich verschiedene soziale Gruppen auch bewerten und kategorisieren. Dabei können die jeweiligen Merkmale ganz unterschiedlich stark ausgeprägt sein. Die eine Gruppe hat beispielsweise eine starke Interaktion, einen hohen Zusammenhalt oder eine starke Rollendifferenzierung, bei einer anderen Gruppe können diese Merkmale nur sehr schwach oder mit mittlerer Stärke ausgeprägt sein.
Soweit dazu, was eine soziale Gruppe definiert. Kommen wir zur nächsten Frage: Was macht ein Team aus? Dazu der nächste Abschnitt.
Team: Definition und Merkmale
Was ist ein Team? Was macht sie als Gruppen besonders, wie kann man Teams definieren? Psychologen haben eine klare Antwort: Im Kern sind Teams künstlich geschaffene Gruppen mit dem Ziel eine Aufgabe zu lösen – etwa die Fußballweltmeisterschaft zu gewinnen oder ein Projekt in einem Unternehmen erfolgreich abzuschließen.
Definition von Teams:
Was ein Team auszeichnet ist also der (radikale) Fokus auf die Aufgabe. Alles andere, etwa wer wie lange Mitglied ist und wer nicht, hat sich diesem Ziel unterzuordnen, wie die Abbildung zeigt.
Teams sind also um Aufgaben herum aufgebaut, das definiert sie, ist der Dreh- und Angelpunkt. Daher sind die Gruppen in Unternehmen typischerweise Teams. Ändert sich die Aufgabe, dann ändert sich das Team – ist die Aufgabe erledigt, wird das Team oft aufgelöst.
Auch andere Gruppen, etwa Familien oder Freundeskreise suchen sich Aufgaben, sie werden aber nicht für diese Aufgabe geschaffen, Fokus sind hier die Mitglieder, nicht die Aufgabe. Ist eine Aufgabe erledigt, bestehen diese Gruppen unverändert weiter und suchen sich eine neue Beschäftigung; ist man bei der Aufgabe nicht erfolgreich, wird man deshalb aber (etwa in einer Familie) kaum die Mitglieder auswechseln.
Soweit dazu, was ein Team bedeutet. Den Unterschied von Gruppen und Teams vertieft der folgende Abschnitt.
Der Unterschied von Gruppe und Team
Was ist der Unterschied von Gruppe und Team? Die vorangehenden Abschnitte haben gezeigt: Es gibt viele Gemeinsamkeiten – dennoch macht es für den Einzelnen und auch die Leistungsfähigkeit bei der Aufgabe einen riesigen Unterschied, ob er in einer normalen Gruppe oder einem Team ist. Besonderheiten von anderen Gruppen und Teams im Vergleich sind:
- Die Teamziele sind an der übergeordneten Aufgabe ausgerichtet.
- Die Anzahl und Eigenschaften der Personen sind an der Aufgabe orientiert.
- Die Rollen, Hierarchiestruktur und Zusammensetzung der Gruppe sind ebenfalls von der Aufgabe abhängig.
- Soziale Interaktion dient in erster Linie dem Erfolg bei der Aufgabe.
- Ist die Aufgabe abgeschlossen, dann wird das Team häufig aufgelöst, die Stabilität über die Zeit ist also auch an der Aufgabe ausgerichtet.
Alles dreht sich bei Teams also um den Erfolg bei der Aufgabe, ordnet sich diesem unter. Natürlich gibt es fließende Übergänge. Bei einem wirklich professionellen Team wird dann alles extrem nach der Aufgabe ausgerichtet. Ein Beispiel: Ein Torwart in einem der Top Fußball-Clubs hat sich verdient gemacht, hat viel für den Verein und das Team geleistet. Aber er hat eine schlechte Phase oder lässt einfach altersbedingt nach, es gibt jemanden, der aktuell besser spielt. Auch wenn es menschlich weh tut, der Club wird den Spieler häufig ersetzen, damit das Team die Aufgabe besser erfüllen kann – etwa die Champions-League zu gewinnen.
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In einer Gruppe, etwa einem Freundeskreis oder einer Familie, wird man die Mitglieder meist nicht austauschen, weil dann eine Aufgabe (etwa ein gemeinsamer Urlaub) besser erledigt werden kann.
Aus den Merkmalen von Gruppen lassen sich Tipps ableiten für handlungsfähige Teams.
Tipps für handlungsfähige Teams
Was sind die wichtigsten Tipps für handlungsfähige Teams, die man aus den Merkmalen von Gruppen und Teams ableiten kann und sollte?
Führung von Teams bedeutet daher nicht zuletzt diese Merkmale zu optimieren. Führungskräfte sollten sich dafür folgende Fragen stellen:
- Entspricht die Anzahl und Beschaffenheit der Personen im Team den Anforderungen der Aufgabe? Hier ist einerseits die optimale Teamgröße zu finden (Larson und DeChurch, 2020). Zudem sollten die Mitglieder die richtigen Kompetenzen und Persönlichkeitsmerkmale haben.
- Funktioniert Interaktion und Kommunikation wie erforderlich und koordiniert? Wird Information ausgetauscht, an Aufgaben gemeinsam und abgestimmt gearbeitet und werden Entscheidungen vernünftig getroffen (Hambrick, 1994)? Wo sind ggf. Barrieren und was kann die Interaktion verbessern? Hier sind vor allem die Themen gute Teamentscheidungen und Teamkommunikation zentrale Aspekte für ein handlungsfähiges Team.
- Welche Normen bestehen, welches Verhalten ist im Team normal (vgl. Jackson, 1965)? Entspricht der vorgefundene Zustand meinen Zielen als Führungskraft und den Erfordernissen der Arbeitsaufgabe? Soziale Normen und Werte bestimmen, wie handlungsfähig ein Team ist.
- Besteht eine sinnvolle, stabile und konfliktfreie Rollendifferenzierung (vgl. Belbin, 2012)? Gibt es klare Verantwortlichkeiten und Grenzen der Verantwortungen? Sind alle für die Aufgabe wichtigen Teamrollen besetzt?
- Sind Grenzen nach außen durchlässig genug, um Innovation und Austausch zu ermöglichen? Sind die Grenzen des Teams auf der anderen Seite klar genug, um ungewollte Einmischung und Beliebigkeit zu verhindern? Hier geht es weniger um offizielle vorgegebenen Grenzen, sondern um die informellen Grenzen, die Teammitglieder erleben.
- Welche Aufgaben bestehen aus Sicht des Teams? Sind diese erwünscht, akzeptiert, motivierend und vor allem auch sinnvoll für das Team? Besteht Einigkeit bei Wegen und Zielen (Iaquinto und Fredrickson, 1997)?
- Erlebt das Team eine geeignete gemeinsame Identität (Dion, 2000)? Fördert diese die Attraktivität der Mitgliedschaft und den Zusammenhalt im Team?
- Stellen die obigen Punkte die gewünschte Stabilität über die Zeit und Leistungsfähigkeit des Teams sicher?
Die nachfolgenden Kapitel liefern zum erfolgreichen Umgang mit diesen wichtigen Herausforderungen eine breite theoretische und praktische Basis.
Der letzte Abschnitt gibt Literaturhinweise zur Vertiefung des Wissens zu Teams und Gruppen.
Team und Gruppe: Literatur
Aktuelle Literatur-Tipps zu Teams und Gruppen.
- Erpenbeck, Mechtild (Autor)
Das nächste Kapitel stellt verbreitete und typische Arten von Teams in Organisationen dar.